Samsung Galaxy S3 Testbericht -Quadcore-Überflieger? (Neue Wertung 2013)

Gary Madeo
Gary Madeo - Gründer und Autor
16 Min

Samsung Galaxy S III im Test- Was leistet Samsungs neustes Galaxy S-Modell?

Wie schrieben wir so schön in unserem vs HTC One X-Vergleich: Der Hype ist ja unerträglich gewesen in den letzten Monaten, und wir nehmen uns da kein bißchen raus. Allenthalben – von den ersten Gerüchten, technischen Daten bis hin zu den öminösen ersten Bildern oder gar Presseeinladungen: es gab im Vorfeld fast alles, was das Fanboy-Lager in Entzücken versetzen kann.
Neu, und damit der krönende Abschluss des standesgemäßen Medien-Hypers waren die fast obligatorischen Lieferengpässe und Verzögerungen mit denen das nicht überall bzw. kaum zum angesetzten Veröffentlichungstag am 29. Mai erhältlich war.
So warteten auch wir eine ganze Woche länger auf das i9300, dem selbstredend mit QuadCore-Prozessor ausgestattetem (wir sprechen von 4 Mal 1,4 GHz) Flagschiff der Samsung Galaxy Reihe. Dank unserer „freundlichen“ Nachbarn, die konsequent jede Annahme fremder Päckchen ablehnen (und sich in Zukunft mit eben dieser Verweigerungstaktik unsererseits auseinandersetzen mussten) verbrachte das Gute Stück aus dem Hause getgoods.de nur aufgrund von Minuten noch ein ganzes Wochenende in einem schicken schwabinger Postdepot, um schließlich dann doch noch mit freudigen Händen in Empfang genommen zu werden. Wie man sieht, auch ein „billiges Stück Plastik“ (wie manch einer nach der offizielen Präsentation enttäuscht verlautbaren lies) hat eine Geschichte…

Display: 4,8″ HD Super AMOLED, 306 PPI, Auflösung 1280 x 720 Pixel, Corning® Gorilla® Glass 2 Arbeitsspeicher: 1 GB Interner Speicher:16 – 32 – 64 GB, mit microSD erweiterbar um bis zu 32 GB Prozessor: Exynos 4412, Quad-Core-Prozessor 1,4 GHz, Mali-400MP GPU Betriebssystem: Android 4.04 Ice Cream Sandwich mit TouchWiz UX Anschlüsse: micro-USB, microSD Konnektivität: NFC, WiFi Direct, LTE (nicht für DE), Bluetooth 4.0 (A2DP), HSDPA 21 MBit/s, HSUPA 5,76 MBit/s, Wi-Fi 802.11 a/b/g/n, GPS (+A-GPS), Glasnoss Akku: 2100 mAh Kameras 8 Megapixel mit LED-Blitz auf der Rückseite und 1,9 Megapixel Kamera vorne, 1080p-Video-Aufnahme Gewicht: 133 Gramm Abmessungen: 136,6 x 70,6 x 8,6mm Farben: Marble white & Pebble blue Sensoren: Accelerometer, gyro, RGB sensor, proximity, compass, barometer SAR-Wert: 0,21 W/kg (Kopf)

Außenbetrachtungen und Hardware

Ach ja, wenn ich mich recht erinnere kann auch ich der Urheber des obigen Zitats gewesen sein. Stimmt genau, ziemlich ernüchtert war ich über das – „Das also ist Samsungs Antwort auf das HTC One X- Dieses runde Plastik-Dings?“.

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Eine Lehre die ich erst sehr kurzfristig gezogen habe: Beurteile nie, ohne es selbst erlebt und gesehen zu haben. Diese Binsenweisheit trifft nicht immer (man muss z.B. das Galaxy Note nicht in Natura gesehen haben, um sagen zu können, dass es abstoßend groß und hässlich ist), aber ganz sicher auf die Optik und Haptik des zu: In Wirklichkeit – und ich meine ausschließlich und wortwörtlich in Wirklichkeit- sieht und fühlt sich das i9300 fantastisch an! Es ist zugegeben relativ unspektakulär und mit seinen Rundungen und seiner weißen Farbe fast schon feminin anmutend, gehalten. Es fühlt sich, und hier haben sowohl Designer als auch diejenigen, die überall den Rotstift ansetzen um Kosten zu sparen und den Gewinn zu maximieren (um etwas platte Kapitalismuskritik zu üben) mal Ausnahmsweise eine grandiose Symbiose erschaffen, großartig und hochwertig an, obwohl es auf dem ersten Blick nach gewöhnlicher Hochglanzplastik-Optik aussieht. Das , das wandelnde Design-Paradoxon.

Riesige 4,8 Zoll bei einer Auflösung von 1280 x 720 Pixeln (Pixeldichte von 306 ppi) misst das , aber durch die schlanke Bauweise und die Wahl einer leichten Polycarbonat-Hülle bringt es gerade Mal 17 Gramm mehr mit als der direkte Vorgänger SGSII: 135 Gramm, dass ist auch nur minimal mehr als das HTC One X. Das kommt, anders als viele Spitzenmodelle aus dem Android-Smartphones-Lager, ohne Unibody-Gehäuse daher. Wir begrüßen aber diesmal ausdrücklich Samsungs konservative Herangehensweise- so bleibt der Akku auswechselbar und der Zugang zum SD-Karten-Slot (der beim Unibody-HTC One X wegfällt) wird ermöglicht.

0,86 cm- so lauten die Tiefenmasse des SGS3- und damit wiederum nur minimal mehr als der Vorgänger- trotz eines großzügig bemessenen Akkus von 2100 mAh; 13,67 die Längenmaße und 7,06 cm in der Breite: insgesamt reiht es sich mit diesen Eckdaten ziemlich genau in den derzeit üblichen Standard bei High-End-Smartphones ein: größer als Samsung Galaxy Nexus, ist es immer noch bedeutend kleiner als etwa das Samsung Galaxy Note. Das Display ist damit gute 1,5 Zoll größer als beim Galaxy Nexus und immer noch 1 Zoll mehr als das One X- beim im Vergleich hierzu nur minimal erhöhten Außenmaßen.

Auch wenn Samsung wie üblich in seiner Galaxy-S-Reihe “nur” Plastik verbaut und damit einmal wieder Schelte einfährt, die Qualität und der haptische Eindruck sind phänomenal. Wer hier tief in die Tasche greift, hat trotz allem hinterher keinen billigen Plastik-Bomber bei sich in der Hosentasche herumfahren. Das fühlt sich hochwertig an, dazu tragen sicher die tadellose Verarbeitung mit ihren passgenauen Spaltmaßen, das unnachgiebige und einen soliden Eindruck vermittelnde Gehäuse sowie das kratzfeste Gorilla Glass 2-Display bei.

SAMOLED-Display der neuen Generation

Das Display der Galaxy S-Reihe gehörte in der Vergangenheit immer zu den Highlights. Die OMOLED-Technologie sorgte zwar nicht immer für ein rein technisch feines Ergebnis (man denke an die Probleme bei der Darstellung von “weiß”), in jedem Fall aber für ein “Aha-Erlebnis” beim Betrachter. Gerade wer in der Vergangenheit etwa ein HTC Desire HD besaß und die blasse und kontrastarme Darstellung gewohnt war, schielte immer wieder neidisch auf die bonbonfarbene Darstellung beim Galaxy SI oder SII. Das ist zum Glück für HTC-Besitzer nicht mehr so, weil beispielsweise das One X-Display über alle Zweifel erhaben ist. Nichtsdestotrotz hat es sich Samsung nicht nehmen lassen, die Farbdarstellung bei SGSII-AMOLED nochmals gehörig zu verbessern, die noch einen Ticken besser daherkommt als die ohnehin exzellente Darstellung beim Samsung Galaxy Note. Zwei kleine Unsauberkeiten konnte Samsung hierbei nahezu vollständig ausmerzen: einerseits wirken die Farben etwas natürlicher, nicht mehr ganz so AMOLED-typisch übersättigt; andererseits ist der leichte Blaustich weitestgehend ausgemerzt worden. Hier stand wohl das HTC One X-Display Pate. Eine seltsame Verkehrung: rannte in den früheren Generationen HTC der Darstellung auf den Galaxy-AMOLEDs hinterher, orientiert sich Samsung nun ganz offensichtlich an der natürlich wirkenden Darstellung eines traditionellen LCD-Displays, wie es das HTC One X aufweist.

Verbessert hat sich dadurch vor allem die Lesbarkeit von Schriften- textlastige Webseiten oder E-Books lesen sich für die Augen wesentlich angenehmer als bei den Vorgänger-Galaxies. Besser, weil angenehmer für die Augen, ist hierbei dennoch die Darstellung beim konventionellen LCD2-Display des HTC One X.

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Kamera-Qualitäten

Man könnte fragen, was denn Samsung mit der ganzen Kraft der 4 Rechenkerne macht, die im stecken- außer damit fleissig die Werbetrommel zu rühren. Schließlich profitieren die meisten Anwendungen ohnehin nicht besonders stark bzw. gar nicht davon. Und man könnte den Kritikern damit recht geben, würde man eine Tatsache verschweigen: Die Kamera des profitiert vor allem in Punkto Geschwindigkeit von der Kraft des QuadCore-Prozessors. Ähnlich dem HTC One X bietet das SGS3 einen Hochgeschwindigkeitsaufnahme oder Burst-Modus, bei dem problemlos zwischen fünf und sechs Aufnahmen pro Sekunde möglich sind. Bei Einzelbild-Aufnahmen tendiert die Auslöseverzögerung- die Zeit, die vom Antippen des Aufnahmeknopfs bis zur Aufnahme verstreicht- gegen Null. Länger dauerte in der Praxis die Übertragung des Signals zur Aufnahme eines Bildes beim Tester und Verfassern des Artikels. Ausreden für einen verpassten Schnappschuss liefert das selbst bei eingeschaltetem Bildstabilisator, Autofokus oder automatischem Kontrast nur selten. Ein gehöriger Fortschritt gegenüber den Galaxy S-Vorgängern, in etwa auf einem Niveau mit der exzellenten Geschwindigkeit beim HTC One X.

Was die reine Bildqualität indes angeht, so ist der Fortschritt weniger deutlich bzw. nur marginal vorhanden. Die Aufnahmequalität ist für ein Smartphone zwar vorbildlich, mit den sattsam bekannten manuellen einstellbaren Aufnahmeparametern, rechtfertigt aber unserer Meinung nach nicht die Bezeichnung “Generationen-Sprung”. Zwar beitet das SGSIII etwa mit der HDR-Funktion reichlich Spielraum für kreative Köpfe, so viel mehr als die Vorgänger ist das allerdings nicht. Das HTC One X bietet hierbei wesentlich mehr – siehe HTC One X-Test. Viele werden uns für diese Bemerkung kritisieren, aber das SGSII kann hier problemlos mithalten.

Was man allerdings dem zugute halten kann: Die Bilder wirken relativ realistisch: obwohl es hier und da an Nuancen bei feinen Aufnahmedetails fehlt, sind die Bilder aber in jedem Fall weniger melodramatisch und weniger auf Eindruck schinden getrimmt, wie es etwa bei den neueren iPhone-Modellen der Fall ist. Die Blende öffnet wie bei den Vorgängern mit einem sehr respektablen Wert von 2,6, muss sich aber dem lichstarken mit einer beeindruckenden Blende von f/2,0 dann doch deutlich geschlagen geben.

Videos gelingen vorzüglich: pfeilschneller Autofokus selbst bei intensiven 1080p-Aufnahmen bei (allerdings nur) 30 Bildern pro Sekunde sind die Regel, nicht die Ausnahme in besonders günstigen Aufnahmesituationen. Man wieder beim HTC One X abgeschaut und hervorragend umgesetzt: während einer laufenden Videoaufnahme lassen sich simultan Fotos machen. Toller Effekt, bitte alle Hersteller abkupfern!

Performance und Akkuleistung

Was das in der Lage ist, leistungstechnisch auf die Beine zu stellen, haben wir bereits in unserem Vergleich mit dem HTC One X zu klären versucht. Der im 32nm-Verfahren gefertigte Exynos Prozessor mit 1,4 GHz zieht ohne Mühe am Tegra3-Prozessor vorbei. Einer der Gründe dürfte gerade im Fertigungsverfahren zu suchen sein: nominell gleichwertig, geht der Samsung-Prozessor wesentlich schonender mit den vorhandenen Ressourcen um. Ein kompletter Kaltstart ist in 20-25 Sekunden vollzogen, ein guter Wert, der im Alltag seine Verwendung finden wird- so kann das auch mal komplett ausgeschaltet werden und steht relativ zügig wieder zur Verfügung. Weitere Vorteile aus der Praxis: rechenintensive Operationen wie das Betrachten von 1080p-Videos, Bilder und große Dokumente werden anstandslos wiedergegeben.

Akkuleistung gehört zu den vordergründig objektvierbarsten subjektiven Erfahrungen, die man mit einem auf die persönlichen Bedürfnisse angepasstes Smartphone machen kann. Viel zu viele Parameter beinflussen letztendlich die Akkuperformance: der eine nutzt alle möglichen Dienste, wundert und beschwert sich, wenn nach ein paar Stunden der “Saft” ausgeht ; ein anderer wiederum rühmt sich, “locker drei Tage durchgehalten” zu haben, verschweigt aber mit der Abschaltung sämtlicher Dienste und den Verzicht auf sog. “Bloatware” (all die manchmal auch wirklich nutzlosen mitinstallierten Apps der Hersteller) ein 500-600 € teures Android Smartphone gekauft zu haben, dass er auf das Niveau eines Nokia 3210 künstlich kastriert hat. Die Wahrheit oder das gesunde Mittel ist eine individuell zu ermittelnde Größe.

Das bewährt sich dank des großzügig dimensionierten 2100 mAh als alltagstauglicher Tausendsassa- kann man ein besseres und knapperes Urteil fällen?

TouchWiz 5 = Das bessere Android 4?

Muss man das grundsolide Android 4 auf den Kopf stellen?

Zugegeben, eine berechtigte Frage. Im Grunde kommt Android in der Ice Cream Sandwich-Version sehr geschlossen und mit allem daher, was der typische Anwender im Alltag braucht. Benötigtes kann über den Play Market problemlos nachinstalliert werden. Im Gegensatz zu früheren Versionen klaffen keine größeren Design- und Funktionslücken mehr auf, die Dritthersteller wie Samsung oder HTC mit aufwändigen, propietären Oberflächen zu stopfen brauchen. Eigentlich. Denn die Hersteller und Kunden suchen nach Mitteln und Wegen, ihr Smartphone möglichst individuell zu halten.

So gibt es neben den typischen Apps und Widgets, aber auch Design- und Bedienelementen, einige Samsung-eigene Anpassungen, die sich vor allem im Design radikal vom reinen Android 4-Design unterscheiden. Des einen Freud, des Schreibers Leid.

Besonder gelungen an TouchWiz 5 sind der flotte, manchmal aber etwas umständlich zu bedienende Launcher. Apps können etwa längst nicht so intuitiv einfach gestapelt werden, indem man die Symbole aufeinander zieht wie beim reinen Ice Cream Sandwich. Zunächst muss ein Ordner erstellt werden, in den Apps abgelegt werden können. Was Icons und Grafikstil angeht, so erinnert das Ganze leider frappierend an Android 2.3, kommt aber nicht ganz so altbacken rüber wie HTC Sense. Samsung hätte gut daran getan, TouchWiz auf ganzer Linie optisch aufzuwerten, etwa wie beim funtkionalem und optisch hervorragendem Sperrbildschirm (hier kann sogar ein Wellen-Effekt beim Entsperren eingestellt werden). Übrigens: der Multitasking -Button wird durch langes Drücken der Home-Taste ausgelöst. Samsung-Umsteiger werden sich in TouchWiz sofort heimisch fühlen.

Einige gelungene (Software-)Highlights des

Einige weniger gelungene Software-“Lowlights”

Das ist ein hervorragendes Smartphone, dass vor allem in Punkto Performance überzeugt und die erfolgreiche Galaxy S-Linie konsequent erweitert und weiterführt. Samsung schafft es Mal wieder, einen sicheren Millionenseller zu präsentieren, der auch in der Community heiß begehrt ist. Ebenso gelungen ist der Hype, der rund um das Galaxy S3 in den letzten Monaten konstruiert wurde und über einige Unzulänglichkeiten hinwegtäuscht. Das Samsung Gakaxy SIII versucht, viele hervorragende Eigenschaften der direkten Konkurrenten wie dem iPhone oder dem HTC One X, in sich zu vereinen: das ist mal mehr, mal weniger gut gelungen. Manches blieb zudem auf der Strecke oder nicht konsequent zu Ende gedacht: So ist TouchWiz 5 gut, aber nicht perfekt; die im Vorfeld heiß beworbenen neuen Features wie S-Voice noch störanfällig. Aber das ist alles Meckern auf hohem Niveau: das weckt im Gegensatz zu vielen anderen Android Smartphones Begehrlichkeiten und ist zudem ein grundsolider Begleiter- das nötige Kleingeld vorausgesetzt.

 

 

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Vor Jahren nebenher aus Spaß an der Freude gegründet, wird er dieses Projekt so schnell nicht mehr los. Bloggt und kümmert sich um die gesamte Technik hinter einem Tech-Blog. Schreibt zur Ablenkung über Fußball, meist ohne Magenschmerzen zu bekommen.
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